Nach dem Schüttenhoff ist vor dem Schüttenhoff – oder die vier Phasen eines Junggardisten.

Dieser Artikel ist Bestandteil der Festschrift zum Schüttenhoff 2009.

I. Phase – Die Rückkehr ins “normale” Leben

Das Leben als Junggardist endet nicht am Pfingstmontag um Mitternacht mit der Beerdigung des Schüttenhoffs vor dem Haus des Generalfeldmarschalls. Zu viele Aufgaben sind noch zu erledigen. So müssen zum Beispiel die ausgeliehenen Uniformen wieder eingesammelt und auf Vollständigkeit überprüft werden. Dies gestaltete sich in der Vergangenheit bei dem einen oder anderem Junggardisten teilweise etwas schwierig. Denn es kam durchaus vor, dass statt des roten Uniformrocks des Junggardisten ein grüner Rock z.B. von den Jägern oder einer anderen Kompanie bei der Uniformabgabe auf den Tisch gelegt wurde! Wenn es dann bei der Anfrage der vermuteten Kompanie hieß: „Unsere Uniformen sind vollständig!“ ging die Suche erst richtig los….

Bisher konnten aber alle Uniformröcke oder Kopfbedeckungen am Pfingstdienstag der richtigen Einheit zugeordnet werden, auch wenn es sich manchmal etwas schwieriger gestaltete und mehr Zeit und Nerven in Anspruch nahm!
Wenn aus dem Bodenfelder Ortsbild die sichtbaren Überbleibsel des Schüttenhoffs  verschwunden sind, stehen für die Junge Garde immer noch ein paar Aufgaben an. In der alten Marketenderei der Jungen Garde, die letztmalig während des Schüttenhoffs 2004 “bei Lene” auf dem Saal beheimatet war, mussten verschiedene bauliche Veränderungen wieder zurückgebaut werden. So musste im Vorfeld des Schüttenhoffs z.B. die Statik des Saals verstärkt werden, dies geschah mit viel Engagement und einer nicht geringen Anzahl von Baustützen!

II. Phase – Die Zeit ohne Übungsabende

Um das Wir-Gefühl in der Einheit zu fördern und aufrecht zu halten, werden traditionell von der Jungen Garde in der schüttenhofffreien Zeit Buschfeste gefeiert. So feierte die Junge Garde mal an der Grillhüte bei Wahmbeck oder an der Schweinetrifft bei Bodenfelde. Dazu eingeladen wurde jedes mal auch der Spielmannszug Oedelsheim als Festkapelle der Jungen Garde, mit welchem die Einheit über den Schüttenhoff hinaus eine enge Freundschaft pflegt. Entsprechend fanden auch Gegenbesuche in Oedelsheim statt, bei denen in geselliger Runde verschiedene Wettkämpfe (z.B. Zweiback-Wettessen) abgehalten wurden, was förderlich für die Stimmung und den sportlichen Ehrgeiz eines Jeden war.

Abordnungen der Jungen Garde nahmen an verschiedenen Wettbewerben teil. So gewann sie die Jux-Olympiade des Freibad Fördervereins im Jahr 2007 und belegte beim Vereinsschießen des SC Bodenfelde 2006 und 2007 jeweils den 2. und 3. Platz.
Der technische Fortschritt hat auch nicht vor der Jungen Garde halt gemach. Dies zeigt sich auch darin, dass die Einträge im Spießbuch (darin werden die Vergehen der entsprechenden Junggardisten notiert und abschließend vorm internen Gericht verhandelt.) nicht mehr darin bestanden, dass z.B. die Gewehrpflege vernachlässigt wurde, sondern vielmehr war Handyklingeln und unerlaubtes Telefonieren während des Marschieren in den Fokus gerückt.
Seit Anfang 2008 ist die Junge Garde der Schüttenhoffgesellschaft mit einer eigenen Homepage (http://www.jungegarde-schuettenhoff.de) im Internet vertreten. Somit sind die Informationen rund um die Junge Garde nun weltweit verfügbar. Herzstücke des Internetauftritts sind eine Fotogalerie mit Fotos der vergangenen Schüttenhöfe.
Nicht nur über das Stöbern auf der Internetseite versetzen sich einige Offiziere der Jungen Garde  wieder in Schüttenhoffstimmung, denn sie ziehen einmal im Jahr die weiße Hose und die weißen Offiziershandschuhe an. Dies geschieht immer am Heiligen Abend, denn da schlüpfen Teile des Offizierskorps in die Rolle des Weihnachtsmanns, weil sich für dieses Outfit Hose und Handschuhe der Uniform bestens eignen. Unumstrittene Höhepunkte der schüttenhofffreien Zeit waren die erstmalig veranstalteten Schüttenhoffbälle im März 2006 und 2008 der Schüttenhoffgesellschaft. Bei beiden Bällen war die Junge Garde stark vertreten und stellte ihre Einsatzbereitschaft beeindruckend unter Beweis.

III. Phase – Der bevorstehende Schüttenhoff wirft seine Schatten voraus

Die dritte Phase erkennt ein Junggardist daran, dass die Anzahl der Offiziersversammlungen stark zunimmt und das Wort „Schüttenhoff“ wieder in aller Munde ist. Die Größte Herausforderung für die Junge Garde mit Blick auf den Schüttenhoff 2009 bestand darin, eine neue Marketenderei zu finden. Die bisherige Marketenderei war seit über 40 Jahren “bei Lene” auf’m Saal beheimatet, mit  dem Verkauf des Gebäudes besteht diese Möglichkeit nun nicht mehr.
Die Frage nach der  neuen Marketenderei bestimmte die  Offiziersversammlungen in der schüttenhofffreien Zeit, aber richtig ernst wurde es bei den Versammlungen in Phase III. Wo wegen der Tragweite (Denn wo sollen sich die Junggardisten nach dem Üben entspannen?) enormer Diskussionsbedarf innerhalb des Offizierskorbs bestand. Folglich dauerten die Versammlungen etwas länger, was jedoch Außenstehenden und Angehörigen nur schwer zu vermitteln war. Die Marketenderei 2009 der Jungen Garde hat ihre neue Heimat nun auf dem Saal des Gasthauses Kempe-Schneider gefunden.

Auch das Thema Marketenderwagen stand ganz oben auf den Tagesordnungen. Bisher wurde der Marketenderwagen der Jungen Garde immer zum Schüttenhoff ausgeliehen, sofern unter den Junggardisten einer über einen solchen verfügte. Da es beim Schüttenhoff 2004 sehr problematisch war, einen zu finden, entschloss sich die Jungen Garde, einen eigenen Marketenderwagen aufzubauen. Unterstützt wurde die Junge Garde bei diesem Vorhaben finanziell vom Stab (dafür an dieser Stelle herzlichen Dank!) Manfred Beckendorf stellte freundlicherweise den Wagenaufbau – ein Dachbodenfund – zur Verfügung und die Arbeitsgruppe Marketenderwagen organisierte und baute den Unterbau in der Scheune von Falk v.d. Crone auf.

Die Verpflegung der Einheit ist auch ein Thema von höchster Priorität, was einer gewissen Planung bedarf. So muss frühzeitig ein Schwein fürs Schlachten bestellt werden. Das Schwein für die Junge Garde muss gewissen Ansprüchen genügen. So sollte es mindestens 5,5 Zentner wiegen, denn es sind immerhin gut 100 Junggardisten bei der traditionellen Wursteprobe zu verköstigen. Des Weiteren ist es notwendig, dass das Schwein eine entsprechende Größe hat, denn es ist innerhalb der Jungen Garde Tradition, dass sich die wohlgenährtesten Junggardisten beim Schlachten auf das Schwein werfen, damit es nicht entwischen kann. Ein zu kleines Schwein würde aller Voraussicht erheblichen Schaden nehmen, wenn sich die Geheimwaffen der Jungen Garde dieser Aufgabe annehmen…
Aber nicht nur die Wursteprobe muss geplant werden, sondern auch die Verpflegung der Einheit während der Spiele. So sollte es während des Schüttenhoffs 2004 zum Beispiel Wildschweingulasch mit Nudeln geben. Das Wildschwein wollte Major Lars Warnecke höchstpersönlich dazu beisteuern. Beinahe hätte es jedoch Wildschweingulasch ohne Wildschein gegeben, denn erst in letzter Minute konnte Major Warnecke Jagdglück melden. Innerhalb der Jungen Garde hält sich jedoch hartnäckig das Gerücht, dass dem Major Warnecke, nach dem Vorbild von Erich Honecker in der Schorfheide, ein Wildschwein vor die Flinte getrieben wurde!
Wie im wirklichen Leben geht auch diese Lebensphase eines Junggardisten einmal zu Ende. Die Phase III. endet mit dem ersten Übungsabend, wenn es wieder heißt: „Die Augen, zur Meldung an den Herrn Major, rechts!“ – und die vierte, heißeste Phase beginnt.